Immer wieder fragen mich Heilpraktiker *innen, Ärzt *innen für Homöopathie und Patient *innen, was jeder Einzelne im Bereich Politik tun kann, um sich für die Homöopathie und den Beruf des Heilpraktikers einzusetzen. Meine Antwort: sich mit konkreten Aktionen engagieren und vernetzen. In diesem Blogartikel lesen Sie ein konkretes Aktions-Beispiel, bei dem Jeder und Jede aktiv werden kann und durch Engagement und Vernetzen eine politische Entscheidung bei der Partei der Grünen maßgeblich mit beeinflussen kann.
Worum geht es ?
Die Grünen haben im Juni ein neues Parteiprogramm als Entwurf veröffentlicht, mit dem ihre Politik in den nächsten Jahren im Grundsatz neu ausgerichtet werden soll. Der Entwurf enthält Sätze, die kritisch für die Komplementär- und Alternativmedizin werden könnten. Daher hat die Heilpraktikerin Gisela Glaser (Mitglied der Grünen) aus Baden-Württemberg einen Änderungsantrag entworfen, mit dem das Parteiprogramm pro Heilpraktiker und pro Homöopathie/CAM ausgerichtet wird. Ich unterstütze die Intention des Antrags mit dem Heilpraktiker-Newsblog und Homoeopathiewatchblog. Und Sie können den Antrag ebenfalls unterstützen. Doch es eilt: Die Antragsfrist läuft am 31. Juli 2020 ab.
Was können Sie als Parteimitglied der Grünen tun?
Bis zum 31. Juli haben Parteimitglieder der Grünen die Möglichkeit, Änderungsanträge für das Grundsatzprogramm zu unterstützen. Dazu können sie sich im Beteiligungs-Portal der Grünen einloggen (Link: https://beteiligung.gruene.de/3gsp/Kapitel_4_Zusammen_leben-8782/1363) und den pro Heilpraktiker- und pro Homöopathie-Antrag unterstützen. Wenn bis zum 31. Juli im Portal 50 Parteimitglieder den Antrag offiziell unterstützen, wird der Antrag offiziell diskutiert und abgestimmt.
So lautet der Änderungsantrag von Heilpraktikerin Gisela Glaser:
„Änderungsantrag zu Kapitel 4: Zusammen leben (214) Zeile 335 ff
(214) Zentraler Maßstab grüner Politik ist die Selbstbestimmung, Würde und umfassende Aufklärung der Patient*innen. Medizinisches Wissen darf nicht zur Verletzung von Menschenrechten und bürgerlichen Freiheiten angewendet werden.
Wir setzen uns für den Erhalt des Heilpraktikerberufes ein. Denn Heilpraktiker*innen übernehmen einen ganz wichtigen Teil der Gesundheitsversorgung, Gesundheitsförderung und Gesundheitsaufklärung der Bevölkerung.“
Wenn Sie Grünen-Mitglied sind, dann können Sie
- den Antrag im Portal unterstützen (Frist: 31. Juli 2020)
- andere Grünen-Mitglieder über den Antrag informieren und sie ebenfalls für eine Unterstützerstimme aktivieren
Weitere Details finden Sie unten im Interview mit Gisela Glaser.
Was können Sie tun, wenn Sie kein Grünen-Mitglied sind?
- Sie können an die Parteispitze der Grünen eine E-Mail schicken, in der Sie aus Ihrer Erfahrung berichten und Ihre Meinung ausdrücken, warum der Heilpraktiker-Beruf und die Homöopathie/CAM wichtig ist. Die Adressen finden Sie unten im Interview mit Gisela Glaser. In Ihrer E-Mail können Sie gerne auf diesen Blogartikel verlinken, dann hat die Parteispitze die Details. Solche E-Mails sind für die Parteispitze wichtig, damit sie sich über die Meinung ihrer möglichen Wähler informieren kann.
- Sie können auf Ihren Social Media-Kanälen (Facebook-Seiten, Twitter, Pinterest, Newsletter etc.) auf den Antrag aufmerksam machen. Dazu können Sie einfach auf den Blogartikel verlinken, den Sie gerade lesen. Sie können dabei die Hashtags #RetteDeineHeilpraktiker*innen und #RetteDeineHomöopathie zur Vernetzung nutzen.
Was bringt es?
Die Community von Fans der Homöopathie und Heilpraktiker*innen hat bereits einen Erfolg bei den Grünen erreicht. Mit der Petition #RetteDeineHomöopathie (ebenfalls vom Homoeopathiewatchblog unterstützt) konnte 2019 im letzten Moment verhindert werden, dass auf dem Parteitag der Grünen im November 2019 eine Homöopathie-feindliche Ausrichtung zur offiziellen Leitlinie der Grünen-Politik wird.
Viele wichtige Medien haben über die Petition berichtet:
- Tagesschau.de über Petition: „Die Online-Petition #RetteDeineHomöopathie auf change.org, die sich an die Grünen richtet, hat inzwischen 21.700 Unterzeichner.“ (Tagesschau.de hat eine Reichweite von 80 Millionen Seitenabrufen im Monat)
- BILD schreibt über Petition (Link) mit aktueller Zahl der Unterzeichner
- TAZ veröffentlicht Artikel über Petition und Postkarten-Aktion (Link)
Wenn die Community von Fans der Homöopathie und Heilpraktiker nach dem Erfolg der Petition nun auch den Antrag der Heilpraktiker Gisela Glaser unterstützt, hat sie gute Chancen, dass die Gesundheitspolitik der Grünen freundlicher für Heilpraktiker*innen und Homöopathie und die Patienten wird.
Was will die Antragstellerin und Heilpraktikerin Gisela Glaser erreichen?
Das fragte ich Gisela Glaser. Hier unser Interview:
Christian Becker: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor und erläutern Sie Ihre Motivation, sich als Grünen-Mitglied für Heilpraktiker und Komplementärmedizin in der Partei einzusetzen. Sie Sie z.B. selbst HP?
Gisela Glaser: Als ich Kind war, hatte unsere Familie eine homöopathische Hausärztin. Deshalb waren die Kügelchen für mich immer selbstverständliche Helfer, wenn ich krank war. Etwas anderes kannte ich gar nicht! Über ein paar wichtige berufliche Umwege – Erzieherin, Dipl. Sozialpädagogin (FH) und Familientherapeutin – bin ich dann als Heilpraktikerin für 25 Jahre in meiner eigenen Praxis gelandet. Wieder waren mir die Kügelchen wichtige Helfer, zusammen mit vielen anderen Methoden der Erfahrungsheilkunde. Seit zwei Jahren bin ich nicht mehr berufstätig.
Christian Becker: Die Grünen haben im Juni ein Grundsatzprogramm vorgestellt, das Parteimitglieder aktuell online diskutieren und für das sie Änderungsanträge einbringen können. Sie haben einen Änderungsantrag pro Heilpraktiker und pro Komplementärmedizin formuliert. Erläutern Sie doch bitte kurz die Eckpunkte des Antrags und die Zielsetzung.
Gisela Glaser: Wir brauchen Vielfalt auch im medizinischen Bereich: wissenschaftlich fundierte Medizin und Erfahrungsheilkunde, vielfältige Diagnose- und Behandlungsmethoden. Alle Menschen sollen wählen können, auf welche Art sie behandelt werden möchten und von wem. Auch das gehört zu unseren Freiheitsrechten. Die ausschließliche Beschränkung auf die sog. Schulmedizin wird den Menschen in ihrer Vielfalt nicht gerecht. Für mich ist es ein wichtiges Anliegen, dass die beiden großen Richtungen, die wissenschaftlich fundierte Medizin und die Erfahrungsheilkunde, sich ergänzen zum Wohl der Menschen. In meiner Arbeit als Heilpraktikerin ist es mir immer wieder gelungen, mit aufgeschlossenen Ärzt*innen gut zusammenzuarbeiten.
Das Plädoyer für den Erhalt des Heilpraktikerberufes ist deshalb so notwendig, weil gegenwärtig immer mehr Stimmen laut werden, die fordern, diesen Beruf ganz abzuschaffen. Das ist vielen Menschen nicht bewusst. Deshalb ist es mir besonders wichtig, dass die Grünen hier klar Stellung beziehen für diesen Beruf.
Ich möchte aber ausdrücklich betonen, in diesem Antrag geht es vor allem um eine positive Aussage der Grünen zur Naturheil- und Erfahrungsheilkunde an sich und nicht darum, wer sie ausübt.
Christian Becker: Bis zum 31. Juli 2020 muss der Änderungsantrag bei den Grünen eingebracht werden. Wie können Leser*innen des Heilpraktiker-Newsblog (Heilpraktiker*innen oder Patient*innen von HPs, HP-Fans) helfen, dass die notwendigen 50 Unterstützerstimmen zusammenkommen, damit Ihr Antrag offiziell bei den Grünen eingereicht werden kann?
Gisela Glaser: Es ist richtig, wir haben nur noch wenige Tage Zeit, um die nötige Unterstützung für diesen Antrag zu gewinnen! Deshalb bitte ich alle Menschen, die Heilpraktiker*innen wertschätzen und denen die traditionellen und komplementären Therapiemethoden am Herzen liegen, diese Informationen rasch weiterzutragen. Wer Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen ist, kann den Antrag bis zum 31. Juli direkt unterstützen unter diesem Link: https://beteiligung.gruene.de/3gsp/Kapitel_4_Zusammen_leben-8782/1363
Wer nicht Mitglied ist, kann an den Bundesgeschäftsführer Michael Kellner (buero.kellner@gruene.de) oder an die beiden Parteivorsitzenden Annalena Baerbock (annalena.baerbock@gruene.de) und Robert Habeck (robert.habeck@gruene.de) schreiben. Diese Menschen können z. B. schildern, warum es ihnen wichtig ist, dass gerade die Grünen sich klar für die Natur- und Erfahrungsheilkunde und für den Erhalt des Heilpraktikerberufes einsetzen.
Vielen Dank, dass Sie mir die Gelegenheit gegeben haben, Ihre Leser*innen über mein Anliegen zu informieren!
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